Zwischenfazit

D a n k e  , dass in der Heiligen Schrift so viele LEIDENschaftliche Schätze verborgen liegen!

Sehr gerne möchte ich ein Zwischenfazit der letzten zwei Tage ziehen:

Die Bibel gibt echt viele Teilantworten, wenn es um das Leid des Menschen geht. Sie erklärt, wodurch das Leid in die Welt kam, sie macht klar, dass Gott die Macht hätte, das Leid zu verhindern. Zum anderen zeigt sie, wie Gott das Leid des Menschen zum Guten nutzt: Er prüft sie und zieht sie zu sich. Dennoch gibt die Bibel keine endgültige Antwort auf alle Fragen. Manches bleibt offen: Wo kommt das Böse überhaupt her? Warum verhindert Gott das Leid nicht grundsätzlich? Warum leiden manche Gerechte und manche Ungerechten geht es oft gut?

Auch intelligente und gelehrte Männer wie der Philosoph G. W. Leibniz können den Widerspruch nicht auflösen. Leibniz versuchte die Theodizee-Frage damit zu erklären, dass diese Erde die bestmögliche aller Welten sei, die Gott hätte schaffen können. Das Übel sei zudem notwendig, damit das Gute überhaupt als gut erkennbar sei. Oft sei das Übel nur scheinbar. Er räumt auch ein, dass diese Welt nicht perfekt ist, ist aber der Ansicht, die Welt habe hinsichtlich des Leids Entwicklungspotential.3 Leibniz‘ Argumentation widerspricht jedoch sowohl der Bibel als auch der menschlichen Erfahrung.

So ist das Übel nicht notwendig, um Gutes von Schlechtem unterscheiden zu können (vgl. 1. Mose 1-2). Zudem hat diese Welt äußerst wenig Entwicklungspotential in Blick auf die Leidfrage, wie die Geschichte beweist. Weder Wissenschaftler noch Politiker konnten das Leid dieser Welt auch nur ansatzweise in den Griff bekommen, geschweige denn minimieren. Wenn ein Leid verringert wird, bricht ein anderes aus. Leibniz relativiert zudem das Übel in der Welt. Hier lehrt die Geschichte auch etwas anderes, betrachtet man alleine den Holocaust. Doch nicht nur Leibniz, sondern alle Gelehrten scheitern letztlich an der Theodizee-Frage. Die Lösungsansätze bestreiten entweder das Böse oder die Allmacht und Güte Gottes.4

Es wird klar: Der Widerspruch bleibt bestehen. Beim Leid ist kein Schema F erkennbar. Die Frage ist nun, was ich mit den offenen Fragen mache. Viele Atheisten sehen genau hierin den Beweis dafür, dass es keinen Gott gibt. Für diejenigen, die dennoch an Gott glauben, scheint die offene Theodizee-Frage kein Totschlagargument zu sein. Sie lassen die Frage offen und akzeptieren, dass der Mensch einen unerforschlichen Gott mit seinem Verstand nicht fassen kann (Jesaja 55,8Hiob 42,2).

Wenn wir nochmals auf Nick Vujicic zurückkommen, dann suchte er jahrelang nach einer rationalen Erklärung und merkt nicht nur, dass es keine Erklärung gibt, sondern dass ihm eine Erklärung nicht helfen würde. „Ich brauche Frieden – mehr als Arme und Beine.“,5 stellt er fest und stösst dann auf Johannes 9. Ein Mann ist von Geburt an blind und damit für immer vom Betteln abhängig. Die Jünger fragen Jesus, ob der Mann selbst oder seine Eltern durch ihre Sünde Schuld an der Blindheit sind. Die Antwort, die Jesus auf diese Frage gibt, wird zu Nicks ganz persönlicher Antwort: 

Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm. Johannes 9,3

Dieser Vers machte Nick klar: Es gibt einen höheren Grund, warum ich so bin, wie ich bin. Gott hat etwas mit mir vor. Der Vers macht ihm Mut und verändert sein ganzes Leben. Heute schreckt er vor nichts mehr zurück. Er geht surfen und tauchen, kann sogar Fußball spielen, „nur eben etwas langsamer.“6 Er reist als Motivationstrainer um die Welt und beweist mit seiner Ausstrahlung und seinem Humor, dass das eigene Leid auch zum Sprungbrett des Lebens werden kann. 

Nick wuchsen keine Beine und keine Arme mehr. Doch er bekam etwas noch Wertvolleres geschenkt: Hoffnung. Nick findet Halt bei Gott und ändert seine Sichtweise über sich und sein Leben. Seine Lebensgeschichte macht deutlich: Mein Leben ist lebenswert, auch im Leid, auch wenn ich auf vieles verzichten muss.

Verzicht kannte auch der Apostel Paulus. Sein Leben war von Leid durchzogen: Er wurde verfolgt, ins Gefängnis geworfen, gefoltert, er erlitt mehrmals Schiffbruch, erlebte Hunger und Durst. Er hatte mit seinem Leben schon mehrmals abgeschlossen. Und dennoch lobte er Gott und prahlt sogar mit seiner Schwäche (2. Korinther 11,16-30). Wie kam er dazu? Paulus hatte eine persönliche Begegnung mit Gott, die sein komplettes Weltbild über Bord warf. Er bekam eine konkrete Hoffnung, fast ein Wissen, dass Gott ihm in jeder Lebenslage hilft (vgl. 2. Korinther 1,8-11). Diese Hoffnung blieb sogar bestehen, wenn er in Not war und keine direkte Hilfe erfuhr. Selbst da war er sicher: Gott ist mir ganz nahe. Sogar da erlebt er Gottes Trost (vgl. 2. Korinther 1,5-7).

Paulus hatte jedoch nicht nur eine Hoffnung für die Zeit auf der Erde, die ihm Kraft gab. Er hatte auch die Gewissheit, dass die Leiden von heute nicht ins Gewicht fallen im Vergleich zu dem, was ihn nach dem Tod erwartete (Römer 8,18). Paulus sah über das Leben im Hier und Jetzt hinaus. Das gab ihm Mut und Kraft, seinen Auftrag auszuführen, obwohl dieser mit viel Leid verbunden war. 

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