08 Nov Life Café
D a n k e für das Life Café in Baden und die zwei kostbaren Perlen, die es führen!
Chris und Regula Kempf haben die ehemalige christliche Buchhandlung in Baden zum «Life-Café» umgestaltet und daraus einen lebendigen Begegnungsort gemacht. Daneben organisiert Chris Kempf Events zum Thema Glaube im heutigen Lebenskontext.
Der Wendepunkt im Leben von Chris Kempf kam wie so oft, als er in seinem Leben einen Tiefpunkt erreicht hatte. «Die Kinder waren erwachsen und meine Ehe am Ende. Ich war ein Workaholic, verdiente in der IT-Branche viel Geld, hatte aber kaum Freunde, trank zu viel und rauchte Cannabis. Meine Existenz war für mich sinnlos geworden», erzählt der heute 58-Jährige.
In dieser Zeit lernte er seine jetzige Frau Regula kennen. «Sie hatte etwas, was mir fehlte. Eine tiefe persönliche Beziehung zu Jesus, die sie erfüllte und immer begleitete. Das machte mich neugierig.» Kempf fing an, sich mit dem christlichen Glauben auseinanderzusetzen. Auf sehr pragmatische Weise – jegliches Moralin ist ihm zuwider. «Mit der Zeit geschah bei mir eine Herzensveränderung. Und zwar ohne jegliche Anstrengung. Ich fühlte zunehmend, wie Zwänge und Ängste von mir abfielen. Mit dem Kiffen hörte ich ganz automatisch auf, weil es mir gar nicht mehr schmeckte.»
Seit 2016 leitet das Ehepaar Kempf die christliche Buchhandlung an der Badener Rathausgasse und hat im Traditionshaus viel verändert. Der einstige Buchladen ist heute unter dem Namen «Life-Café» in erster Linie ein geselliger Treffpunkt mit Kaffee, kleinen Snacks und selbst gemachten Kuchen.
Gästen, die mehr über den Glauben erfahren möchten, stehen die beiden Geschäftsführer für Gespräche zur Verfügung. Chris und Regula Kempf gehören keiner Kirche an. «Wir sind zwar stark vernetzt mit den Institutionen um uns herum, haben aber keine programmatischen Ansätze wie Gottesdienste oder Messen. Wir bauen die christlichen Werte sehr individuell in unseren Alltag ein und zeigen den Menschen Möglichkeiten auf, wie sie das auch tun können.»
Die unkomplizierte und nicht missionarische Art der Kempfs ist gefragt. Ausserhalb der Öffnungszeiten ihres Gasthauses am Freitag und Samstag, 14 bis 18 Uhr, begleiten sie zunehmend Ratsuchende durch ihr Leben. Für das Einkommen sorgen Spenden und der Café-Ertrag. Bücher zu christlichen Themen gibt es immer noch. Allerdings nur in kleiner Auswahl.
Zweimal im Jahr veranstaltet Chris Kempf mit der Internationalen Vereinigung Christlicher Geschäftsleute und Führungskräfte IVCG einen Event zum Thema Glaube im heutigen Lebenskontext. Am 9. November, 19 Uhr, gastiert der deutsche Wissenschaftler Siegfried Scherer mit dem Vortrag «Kleiner Mensch, grosses Universum: Woher kommen wir?» im Badener Kultur- und Kongresszentrum Trafo. Siehe auch mein Beitrag vom 6. November 2023.
Der Professor für Biologie ist überzeugt, dass sich ein wissenschaftliches Weltbild und das Christentum nicht ausschliessen:«Hinter dem Wunder des Universums und dem Wunder des Lebens steckt mehr, als die Naturwissenschaft erkennen kann.» Nach dem Vortrag wird ein Stehapéro serviert. Der Eintritt kostet 60 Franken.
«Das soziale Controlling existiert in vielen kirchlichen Institutionen nicht», meint Kempf. Immer wieder wird er auf die Missbrauchsfälle angesprochen, welche unlängst ans Licht kamen. Zu diesen Auswüchsen äussert er sich offen: «In der westlichen demokratischen Welt gibt es für Grossfirmen klare Vorschriften und Auflagen; sie haben die Pflicht, Transparenz zu schaffen und ihre ethischen Werte offenzulegen. Soviel ich weiss, muss das die Katholische Kirche nicht, obwohl sie eine der grössten Unternehmungen weltweit ist. Das ist sehr fragwürdig.»
Er befürchtet, dass es weiterhin zu Fehlern kommen wird, solange das so bleibt. Und gibt die Hoffnung nicht auf, dass die Katholische Kirche dereinst bereit ist, Strukturen aufzubrechen und anzupassen.
Chris und Regula Kempf machen derweil weiter mit ihrem Engagement, bei dem der Mensch im Vordergrund steht und nicht die Institution. «Tue für andere das, was du auch erfahren möchtest», ist ihre Devise.
Ehrlichkeit und die innere Freiheit stehen dabei an oberster Stelle. Auch was den Glauben anbetrifft. «Mit Jesus zu leben, ist ein absolut freiwilliger Akt. Wenn diese Freiwilligkeit nicht gewährleistet ist, droht das Abgleiten ins Sektiererische.»
Behandelt die Menschen so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet. Lukas 6,31
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