14 Okt Raketenalarm
D a n k e , dass Gottes Reich stärker ist als jeder Angriff mit Waffen und Raketen.
Wer die letzten Tage kurz vor Sonnenuntergang noch draussen unterwegs war, hat viele einmalige Schauspiele am Himmel beobachten können – auch ich! Beim Anblick dieser «Rakete» kam mir folgende Geschichte in den Sinn:
Es war einmal ein Mann, der hatte einen Traum: Raketen bauen, um mit ihnen ins Weltall zu fliegen und auf dem Mond zu landen. Mit 13 bekommt er ein Teleskop geschenkt, schreibt in der Schule eine Geschichte über eine Weltraumstation und baut mit Feuerwerkskörpern ein Raketenfahrzeug. Sein Interesse am Raketenbau erwacht.
Über 600 Raketen pro Monat
Mit 17 gehört er zu einer Gruppe, die einen Flüssigkeitsraketenmotor baut. Er studiert in Berlin und Zürich und tritt 1932 in den Dienst der Reichswehr. Ein Jahr später erkennt Hitler die Chancen der Raketenentwicklung.
Nun fließen die Geldmittel. Nach zwei erfolgreichen Starts der A2-Rakete beginnt die Großforschung an der V2-Rakete. Mit 25 Jahren wird der charismatische Arier mit dem Führungsstil eines unumstrittenen Patriarchen zum technischen Direktor der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde befördert. 1940 ernennt ihn Hitler persönlich zum Professor. Was für eine Karriere!
Wernher von Braun ist verantwortlich für die Serienproduktion von 600 bis 700 V2-Raketen pro Monat. Dadurch kommen über 5.000 Menschen in Großbritannien, Frankreich, Belgien und Holland um. Über 20.000 müssen ihr Leben bei der Herstellung der Raketen lassen; die meisten dieser Arbeitskräfte sind angeforderte KZ-Häftlinge.
Neuer Staat, alte Ziele
Nach dem Krieg lässt sich von Braun samt 115 Mitarbeitern nach Amerika holen. Sein Auftrag dort: die Schaffung eines überlegenen Raketenpotenzials gegen die Russen. 1950 leitet er das Raketenzentrum in Huntsville; mit über 2.000 Leuten unter sich baut er die Redstone-Boden-Boden-Rakete zur Stationierung in Europa; später folgt die Pershing-Mittelstrecken-Rakete. Er legt Pläne für den Bau einer Weltraumstation zur Aufklärung sowie zum Abschuss von Atomraketen vor. Damit wäre durch die überlegene Präventivschlag-Bedrohung eine Weltbeherrschung ohne Gegenwehr möglich. Die Erpressung zum Weltfrieden mit der Androhung apokalyptischer Vernichtung sei wie eine Art Allmacht – zum Preis einer terroristischen Entmenschlichung.
Eine teure Mission
Als 1957 und dann 1961 die USA im Wettkampf mit den Russen ins Hintertreffen geraten, weil diese mit den beiden Sputnik-Missionen und der Erdumkreisung durch Yuri Gagarin das All erobern, initiiert John F. Kennedy ein groß angelegtes Raumfahrtprogramm und gibt den Bau der Saturn-Rakete für den Mondflug in Auftrag. 1969 ist es so weit: als größte bisher gebaute Rakete mit einer Höhe von 111 Meter startete die Saturn-V-Rakete mit dem Apollo-Raumschiff und der Mondfähre zu ihrer Mission. „Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Sprung für die Menschheit“ ist gelungen. 24 Milliarden US-Dollar verschlingt das Programm – Geld, mit dem man Millionen Menschen vor dem Hungertod hätte bewahren können!
Wem dienen wir?
Hier zeigt sich: Es gibt eine Art „Religion“ der Gewissenhaftigkeit im Sinne der Pflichterfüllung an einer Sache – statt des Gewissens zum Dienst am Menschen. Sie zeigt ihr grässliches Gesicht in der Brutalität, mit der sie Menschen ausbeutet und bis zum Tode missbraucht. Jedes Mitgefühl wird zugunsten der für die Sache gebotenen Pflichterfüllung unterdrückt; diese Sache bezieht ihre öffentliche Anerkennung aus einer geschickten moralischen Umwertung, einem fadenscheinigen „höheren Wohl.“ Die Grundmotivation dahinter aber bleibt: „Wenn wir’s nicht machen, dann machen die anderen das Geschäft.“ Das ist rücksichtslose Geldgier und Machtwahn, unterstützt von naivem Forscherehrgeiz – und diese Kombination ist bereit, den gesamten Menschen zu opfern.
Dass Religion für Männer auch anders geht, zeigt Jesus. Auch er hatte einen Traum: die Himmel zu durchschreiten, um als Mensch ein großer Hohepriester zu werden, der Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, weil er in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir (Hebräer 4,14-15).
Statt Menschen rücksichtslos für eine todbringende Sache einzuspannen, ist er gekommen, um der Menschheit zu dienen und sein Leben zu geben „als Lösegeld für viele“ (Mt 20,28). Paulus schreibt es in einem gewaltigen Satz an die Gemeinde in Korinth: „Wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden“ (1 Kor 15, 22): Ein schmerzhafter Schritt für einen Menschen in den Tod am Kreuz, ein Sprung aus dem Grab für die ganze Menschheit.
Gott zu dienen ist eine andere Art von Religion: eine des Gewissens und der Hingabe an die Sache Christi, an den Bau des Reiches Gottes. Das ist eine Religion voller Mitgefühl für den Menschen und ohne moralische Umwertungen. Und ihr Motto lautet: „Wenn wir’s nicht machen, dann macht’s kein anderer. Also machen wir’s – wir Männer!“
Da rief Jesus alle zwölf zu sich her und sagte: »Ihr wisst: Die Herrscher der Völker, die Großen in der Welt, unterdrücken ihre Leute und lassen sie ihre Macht spüren. Bei euch muss es anders sein! Wer unter euch groß sein will, soll euer Diener sein, Und wer an erster Stelle stehen will, soll euch Sklavendienste leisten. Auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für alle Menschen hinzugeben.« Matthäus 20,26-28
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