28 Apr Omnia vincit amor
D a n k e , dass die Liebe alles besiegt!
Heute führte mich der Weg nach Einsiedeln. Ich traf mich mit einer lieben Freundin, die ich vor sechs Jahren während eines Radurlaubs auf Mallorca kennen- und schätzengelernt habe. Wir hatten uns – einmal mehr – viel zu erzählen. Anstatt die Zeit in der Wohnung zu verbringen, zog es uns raus in die wunderschöne Natur. Über 90 Minuten waren wir unterwegs und die Zeit verging wie im Flug. Rauf und runter bis zum Sihlsee. Wir kamen in den Genuss von Wassergeplätscher und freudigem Vogelgezwitscher. Auf meinen Wunsch hin ging es zum Abschluss noch auf einen kurzen Besuch ins Kloster. Dort stand gerade das andächtige Rosenkranzgebet auf dem Programm. Ein ganz spezieller Moment … Vor allem auch, weil die Gruppe dies vor der schwarzen Madonna vortrug. Ja, schwarz! Über die Jahrhunderte schwärzten Staub und der Russ von Kerzen, Öllampen und Weihrauch die Lindenholzfigur. 1803 wurden Gesicht und Hände schliesslich mit schwarzer Farbe übermalt. Die biblische Begründung für die schwarze Farbe wurde dem Hohenlied entnommen:
Ich bin dunkel, aber schön. Hohelied 1,5
Zwischen Kloster und dem Zuhause von Susanne kamen wir noch an einem Haus vorbei, an dem mit grossen Lettern folgende drei lateinischen Wörter zu lesen waren:
Omnia vincit amor! Amor (Amore mio) und vincit (von vincere) verstand ich gerade noch. Das andere verriet mir Google: Liebe besiegt alles!
Spontan kam mir natürlich der Vers aus dem Korintherbrief in den Sinn:
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen. 1. Korinther 13,13
Liebe ist tatsächlich die überwindende Macht in einer Welt voller Hass, Zank und Egoismus. Sie kann erreichen, was keine andere Tugend erreichen kann, und in diesem Sinne ist sie die Königin aller Gnadengaben. Liebe vergilt schlechte Behandlung mit Freundlichkeit. Sie bittet bei Gott sogar um Gnade für ihre Totschläger. Sie handelt selbstlos, auch wenn alle um sie herum nur auf ihre Rechte pochen. Sie verschenkt sich, bis sie nichts mehr geben kann.
Dazu drei Beispiele:
Ein Inder trieb eines Tages seinen Elefanten die Strasse entlang und schlug dauernd mit einer Eisenstange auf ihn ein, damit er schneller gehen sollte. Plötzlich rutschte dem Mann die Stange aus der Hand und fiel mit lautem Scheppern aufs Strassenpflaster. Da drehte sich der Elefant schnell um, nahm sie mit seinem Rüssel auf und reichte sie seinem Meister. Genauso ist die Liebe.
In einer Fabel von Aesop ist die Rede von einem Wettstreit zwischen der Sonne und dem Wind darüber, wer von den beiden wohl einen Mann dazu bringen könnte, seinen Mantel auszuziehen. Der Wind blies wütend, aber je mehr er blies, desto fester zog der Mann den Mantel um sich. Dann schien die Sonne auf den Menschen herab, und er zog schon bald den Mantel aus. Die Sonne veränderte ihn durch ihre Wärme. Genauso ist die Liebe.
Stanton stiess wüste Beschimpfungen gegen den Präsidenten Lincoln aus, er nannte ihn «einen gemeinen, gerissenen Clown» und «einen wahren Gorilla» . Er meinte, die Leute seien dumm, dass sie nach Afrika führen, um einen Gorilla zu bewundern, wenn sie doch einen in Springfield sehen könnten. Lincoln aber hielt auch die andere Wange hin. Ja, er ernannte Stanton später sogar zu seinem Kriegsminister und bestand darauf, dass er der geeignetste Mann für diesen Posten wäre. Als Lincoln später erschossen wurde, stand Stanton neben dem Toten, weinte und sagte: «Hier liegt der größte Regent, den die Menschheit je gesehen hat.» Lincoln hatte ihn überwunden, indem er ihm die andere Wange auch hingehalten hatte. Genauso ist die Liebe.
Manchmal kann es so aussehen, als ob man mehr erreichen könnte, wenn man ein paar harte Worte spricht, wenn man Auge um Auge, Zahn um Zahn Vergeltung übt und für seine Rechte aufsteht. Diese Methoden haben sicherlich eine gewisse Macht, aber die grössere Macht ist auf seiten der Liebe, weil sie nicht die Feindschaft vertieft, sondern aus Feinden Freunde macht.
Aber ich sage euch, die ihr zuhört: Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen. Und wer dich auf die eine Backe schlägt, dem biete die andere auch dar; und wer dir den Mantel nimmt, dem verweigere auch den Rock nicht. Wer dich bittet, dem gib; und wer dir das Deine nimmt, von dem fordere es nicht zurück. Und wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch! Lukas 6,27-31
Danke dir, liebe Susanne, für die wunderschönen Stunden. Vor allem auch, dass du mich an einen ganz tollen Ort zum Nachtessen ausgeführt hast und mich dazu eingeladen hast. Vielen, vielen herzlich Dank! Ich freue mich jetzt schon, wenn wir uns, zusammen mit Maja, wiedersehen!
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