20 Jan Alles Käse, oder was?
D a n k e für den würzigen Abend!
Heute führte uns der Weg hoch ins Fondue Dörfli des Schlossrestaurants Schartenfels nach Wettingen. Von meiner Freundin Denise und gleichzeitig Wirtin und ihrem Team wurden wir herzlich willkommen geheissen. Denise hatte extra für uns das schönste Hüttli auf der Terrasse reserviert mit prächtigem Ausblick auf Baden und Wettingen. Bevor uns die Reise ins köstliche Viergangmenü führte, gab es einen kurzen Input zum Thema «Alles Käse, oder was?»
Was meinst du? Ist der «Glaube alles Käse, oder was?» Am Tisch waren sich «fast» alle einig, dass der Glaube nicht alles Käse ist. Ich fügte hinzu:»Doch, in einem gewissen Sinn ist der Glaube doch alles Käse, denn Käse muss reifen und so muss auch unser Glaubensleben reifen.»
In diesem Zusammenhang zitiere ich gerne eine Passage aus der Bibel:
Als ich bei euch war, schreibt Paulus an die Christen in Korinth, konnte ich nicht so mit euch reden, wie ich es mit Menschen, die im Glauben gewachsen sind, getan hätte. Ich musste mit euch reden, (…) als wärt ihr kleine Kinder im Glauben. Ich musste euch mit Milch ernähren statt mit fester Nahrung, die ihr noch nicht vertragen hättet. 1. Korinther 3,1-2
Milch ist bekanntlich die Grundlage für jeden Käse. Wer jung im Glauben ist, darf mit reichlich Milch abgefüllt werden. Schliesslich ist es doch immer schön mitanzusehen, wenn ein satter Säugling geSTILLt ist und von tiefem Frieden erfüllt wird. Mit der Zeit fängt der Säugling an zu brabbeln. Dabei kommt allerhand Halbvergorenes heraus, aber kein Käse. Meist plappert er nach, was er gehört hat und mit der Zeit beginnt er auch, einen gewissen Sinn damit zu verbinden. Dieser Glaube hat eine quarkige Konsistenz, Magerstufe. Etwas fester als Milch, leicht säuerlich, dafür schön streichzart. Sehr gut schmeckt dieser Glaubensquark, wenn Früchte beigemischt sind (Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung und Erdbeere). Der Glaube ist unbeschwert, schmackhaft und bekömmlich.
Irgendwann aber kommen die meisten aus dem Quark. Die einen reifen weiter, aus anderen wird Mozzarella. Weiss und fad und der selbst nach nichts schmeckt. Er hängt vom geschmacklichen Beiwerk anderer Zutaten ab.
Glaube, der sich in Richtung Gouda, Edamer oder Maasdammer entwickelt, hat meist eine angenehme Konsistenz und einen erkennbaren Eigengeschmack, ohne aufdringlich zu sein. Deshalb ist er sehr beliebt und in Gross(kirchen)packungen im Angebot zu finden. Das ist Glaube, mit dem sich die meisten ganz gut arrangieren können. Er stört nicht auf dem Abendbrottisch, die meisten essen ganz gerne mal davon. Manche verachten den Goudaglauben aber auch als langweilig. Wer als Kind immer nur Gouda auf dem Pausenbrot hatte, glaubt oft, er kenne jeden Käse und greift stattdessen lieber zur Wurst.
Dabei gibt es weltweit schätzungsweise 5.000 verschiedene Käsesorten! So viele Möglichkeiten zu reifen! Mancher Glaube wird zu Weichkäse, der auf der Zunge zergeht, mancher wird hart, so dass er erst zerrieben werden muss, um geniessbar zu sein. Es gibt Roquefort-Glauben, den manche delikat und edel finden, anderen hingegen stinkt er. Besonders lange reift der Parmesanglaube. Sein Aroma ist angenehm und er ist sich trotz der langen Reifezeit nicht zu schade, Spaghetti zu würzen. Dieser Glaube ist erprobt und zerfliesst nicht sofort wie ein Schmelzkäseglaube, wenn es mal etwas heisser wird.
Nun ist Käse in den meisten Fällen eine ziemlich fette Sache. Auch manch ein Glaube kann zu viel Fett enthalten, dann wird er träge, mitunter schwer verdaulich. Auch der Glaube kann manchmal sehr schnell verfetten oder ranzig werden. Wie der Arzt bei Übergewicht zu Sport und gesunder Ernährung rät, muss auch ein ungesunder Glaube auf Diät gesetzt werden, damit er entschlackt und neu reifen kann.
Übrigens: Egal, zu welchem Käse der Glaube heranreift, ob er gut schmeckt oder zum Himmel stinkt, eine Sache gehört grundsätzlich dazu – das Brot des Lebens. Das ist Grundlage für jeden Käse. Und nun die Frage an dich: Welcher Belag, welcher Aufstrich bist du gerade? Frischkäse oder Limburger? Redest du Quark oder hobelst du Hartkäse? Wonach schmeckt dein Glaube?
Während wir unsere Lieblingskäsegeschichten austauschten, gab es zum Auftakt des Abends einen feinen Glühwein resp. Orangenpunsch und einen Apéro in Form eines Plättlis von der Metzgerei Köferli in Döttingen. Danach folgte ein feiner Salat mit Hausdressing. Und schliesslich war DER Moment da, als zwei Caquelons mit köstlichem Käsefondue vom Chrättli in Baden serviert wurden. Abschluss machte ein leichtes Zimtmousse mit Zwetschgenkompott. Wie du siehst, bestand das Menü am heutigen Abend also nicht nur aus Käse.
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