26 Mai Wunder der Natur
D a n k e für das Interview über Gott und die Welt.
Seit 2019 sitzt die Walliserin Viola Amherd für die Mitte im Bundesrat. Im Gespräch mit HOPE-Redaktor Markus Hänni verrät sie, was ihr Sorgen bereitet und Hoffnung schenkt.
Sie sind die erste Verteidgungsministerin der Schweiz. Macht Sie das stolz?
Viola Amherd: Stolz ist das falsche Wort. Es macht mir Freude, Ideen einzubringen und mit anderen zusammen Projekte umzusetzen, die der gesamten Bevölkerung dienen. Ich kann in meiner Funktion vieles bewirken.
Als Vorsteherin des VBS sind Sie Chefin eines eher von Männern geprägten Departements. Sie haben nie Militärdienst geleistet. Fühlen Sie sich trotzdem akzeptiert?
Auf jeden Fall, ich bin viel offener aufgenommen worden als gedacht. Es war für alle neu, eine Frau an der Spitze zu haben. In der Armee finden sich tatsächlich nicht viele Frauen. Ich liebe Herausforderungen, habe die Dossiers gut studiert, mich in die Themen eingearbeitet und mit den Leuten das Gespräch gesucht. Man merkte schnell, dass ich Interesse zeige und mich einsetze, dass es mir um die Sache geht und darum, gemeinsam etwas zu erreichen. Auch wenn wir nicht immer überall gleicher Meinung sind oder ich neue Aspekte einbringe, wurde dies bisher positiv aufgenommen.
Welche drei Punkte stehen auf Ihrem persönlichen Sorgenbarometer zuoberst?
Erstens der Ukraine-Krieg. Er betrifft mich in meiner Funktion und persönlich sehr stark. Es ist himmeltraurig zu sehen, was die Bevölkerung durchmachen muss. Auch die Auswirkungen auf die Stabilität weltweit, insbesondere auf Europa, sind gravierend.
Zweitens liegt mir der Zusammenhalt in unserer Bevölkerung sehr am Herzen. Die politische Polarisierung, wie zum Beispiel in den USA, belastet die Gesellschaft. Meine Sorge ist, dass dieser Trend auch die Schweiz zunehmend erfasst. Hier müssen wir Gegensteuer geben. Momentan erlebe ich unsere Gesellschaft als solidarisch, man hilft sich und ist rücksichtsvoll. Wichtig ist, dass wir weiterhin offen und respektvoll aufeinander zugehen und im Dialog bleiben, auch wenn sich Meinungen oder Lebenseinstellungen nicht decken.
Drittens, der Klimawandel und die gesamte Umweltthematik. Ich mache mir Sorgen um den Erhalt der Biodiversität und um die nachkommenden Generationen, die vielleicht nicht mehr in einer intakten Umwelt leben können.
«Wichtig ist, dass wir weiterhin offen und respektvoll aufeinander zugehen und im Dialog bleiben, auch wenn sich Meinungen oder Lebenseinstellungen nicht decken.» Viola Amherd
Von den Sorgen zur Hoffnung: Haben Sie angesichts der geopolitischen Situation noch Hoffnung auf eine Welt in Frieden?
Ich denke, man muss realistisch bleiben. Dass es irgendwann weltweit keine Konflikte mehr geben wird, darauf kann man nicht hoffen. Die Schweiz leistet international einen wichtigen Beitrag für den Frieden. Sei dies, indem wir versuchen zu vermitteln oder durch Friedensförderungs-Einsätze der Armee und Humanitäre Hilfe. Unsere Armee war eine der ersten ausländischen Organisation, die medizinisches Material und andere Hilfsgüter in die Ukraine brachte. Meine Hoffnung ist, dass wir uns weiterhin global für Frieden und Stabilität einsetzen. Dafür mache ich mich stark.
Was gibt Ihnen persönlich Hoffnung im Leben?
Der Zusammenhalt in der Gesellschaft während der Covid-Pandemie hat mich beeindruckt. Wenn ich sehe, dass man sich gegenseitig unterstützt, solidarisch ist und jenen hilft, die es am nötigsten haben, dann gibt mir das Hoffnung, auch für die Zukunft.
Und wer sind für Sie die Hoffnungsträger dieser Welt?
Hoffnungsträger sind für mich all die Menschen, die sich um andere kümmern.
Bei Ihrer Vereidigung im Dezember 2018 beriefen Sie sich auf Gott und die Dreifaltigkeit. War das für Sie ein Ritual oder hatte es eine tiefere Bedeutung?
Es ist ein Ritual, das dazugehört, aber für mich auch eine Bedeutung hat. Gerade wenn man ein Amt mit einer solchen Verantwortung antritt, ist es wichtig, sich der Unterstützung von oben bewusst zu sein.
Welchen Stellenwert hat heute Ihrer Meinung nach die Kirche?
Für viele Menschen ist die Kirche wichtig, da sie hier und insbesondere im Glauben Halt finden.
Sind Sie privat in der Kirche anzutreffen?
Ja, das bin ich, wenn ich für einen Moment innehalten möchte oder irgendwelche Anlässe erfreulicher oder weniger erfreulicher Art stattfinden. So gesehen bin ich regelmässig in der Kirche, auch wenn ich nicht jeden Sonntag den Gottesdienst besuche. Habe ich einmal ein freies Wochenende, gehe ich gern in die Natur oder bleibe bei schlechtem Wetter zu Hause.
«Feste wie Weihnachten oder Ostern verbinde ich mit dem Namen Jesus Christus und denke dabei an den Ursprung, auf dem alles aufgebaut ist.» Viola Amherd
Welche Bedeutung hat der Name Jesus Christus für Sie?
Dieser Name hat für mich eine sehr weitläufige Bedeutung. Ich bin im katholischen Glauben aufgewachsen und habe alle Elemente wie Taufe, Erstkommunion und Firmung mitgemacht. Feste wie Weihnachten oder Ostern verbinde ich mit dem Namen Jesus Christus und denke dabei an den Ursprung, auf dem alles aufgebaut ist.
Viola Amherd, vielen herzlichen Dank für das Gespräch!
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